Heimat

Heimat, so klingt es in mir,
niemals kann ich Dich vergessen.
Ganz zu Haus` bin ich nur hier!
Kein Land kann sich mit Dir messen.

Es gibt noch soviele andere
schöne Gegenden auf dieser Erde
Bilder sind in meinem Herzen,
die ich schlecht in Worte fassen kann,
mag auch mancher drüber scherzen,
doch so denk ich dann und wann.

Dabei bin ich doch nur sehr selten um Worte verlegen
Rheine hier kam ich zur Welt,
und ich liebe diese Stadt.
Vieles gibt`s was mich hier hält,
hier kürt man sogar noch platt.

Platt wird dort immer noch gesprochen,
aber schön ist die Stadt nicht mehr
ich bin ja auch nicht mehr dort
Münsterland, du bist mir teuer,
meine Wiege stand doch hier.
Menschen - ach das Land ist treuer,
treuer auch als jedes Tier.

Stimmt immer noch - oder?
Braune Erde die an Fingern klebt,
Hügel, und doch diese Weite.
Sonne Regen, auf das alles lebt!
Hier steht Gott an meiner Seite!

Oh je, dazu fällt mir heute doch das Lied
"Inri vs.Jahwe" von Oomph ein
...Gott tötet ganz willkürlich....
...das sollten wir auch tun
Duft von frisch gemähtem Gras
steigt mir wohlig in den Kopf.
Heimat, ja so heißt mein Maß
und ist doch ein alter Zopf.

Waltraud Köhler 1982

Nee, gemeint war wirklich Heu, und nicht Gras



Waltraud Köhler 2002


Der erste Westfälinger



Als Christus der Herr noch auf Erden wandelte, kam er eines Tages mit St. Peter auch nach Westfalen. Das Land war damals noch fast wüst, bedeckt mit stolzen Eichenwäldern, und diese bewohnt von Schweinen. Aber auch in diesem Urzustände bot es dem Auge manche anmutige Gegend, deren Reize sich entfalten mußten, wenn die ordnende Hand des Menschen das Chaos lichtete. Der Betrachtung St. Peters entging dieses nicht, weshalb er den Herrn bat, das Land auch mit Menschen zu bevölkern. Er meinte, diese würden hier kräftig gedeihen, weil die sich selbst erhaltende Schweinezucht ihnen nicht nur zureichende, sondern in den, schon den alten Römern als Leckerbissen bekannten westfälischen Schinken, sogar eine sehr schmackhafte Nahrung liefern würde. Christus war nicht gleich geneigt, dem Wunsche des Jüngers zu entsprechen, indem er bemerkte, so ungeschlacht wie das Land würden auch die Menschen sein, die es nähre. Als aber der Jünger nicht nachließ mit Bitten, erwiderte der Herr: »Nun, ich will deinen Wunsch gewähren, aber du wirst es sehen!« Dieses gesagt, trat der Herr einen grade vor ihm liegenden Schweinekot mit dem Schöpfungsworte aus dem Wege: »Werde ein Mensch!« Und siehe, es geschah, wie er gesagt hatte. Der schmutzige Kot belebte sich plötzlich zu einer Menschengestalt. Als trotziger, starker Mann hob er sich von der Erde und fuhr den lieben Herrn mit den ungeschlachten Worten an:

»Wat stött he mi!«

St. Peter sah nun wohl, daß der Meister auch dieses Mal Recht gehabt hatte, und es dauerte noch viele Jahrhunderte, ehe die Nachkommen jenes ersten Westfälingers sich zu der sanften Lehre ihres Schöpfers herbeiließen. Aber auch dann noch blieb ihnen die alte Vorliebe für Schweine und Schinken.